ZEHN JAHRE AUFBAU OST EINE ZWISCHENBILANZ
DOI:
https://doi.org/10.24352/UB.OVGU-2020-078Abstract
Mit der wirtschaftlichen Vereinigung Deutschlands im Jahr 1990 begann eines der ungewöhnlichsten Experimente der Wirtschaftsgeschichte: Ein Land, das aus politischen Gründen über vierzig Jahre von der marktwirtschaftlichen Arbeitsteilung in der Welt praktisch abgeschnitten war, wurde fast über Nacht in diese Arbeitsteilung eingefügt, gewissermaßen hineingestoßen. Es begann ein beispielloser Kraftakt der sogenannten Transformation der ostdeutschen Wirtschaft: Privatisierung, Sanierung und Modernisierung des Kapitalstocks, Erneuerung des Baubestands und der Infrastruktur auf allen Ebenen, Qualifizierung von Arbeitskräften und vieles mehr. Diese Transformation hat Wirkung gezeigt: Die ostdeutsche Wirtschaft ist heute eine funktionsfähige Marktwirtschaft, d. h. die Allokation der volkswirtschaftlichen Ressourcen erfolgt im wesentlichen nach Kriterien der Knappheit, wie sie sich über Marktpreise äußert. Insofern gibt es keinen systemischen Unterschied mehr zwischen dem Osten und dem Westen Deutschlands oder auch zwischen Ostdeutschland und anderen Regionen bzw. Ländern der Europäischen Union. Gleichwohl ist die ostdeutsche Wirtschaft in vielerlei Hinsicht ungewöhnlich geblieben bzw. geworden, und dies lässt sich fast zehn Jahre nach der deutschen Vereinigung an einer Reihe von stabilen strukturellen Besonderheiten festmachen. Der vorliegende Beitrag hat das Ziel, eine Zwischenbilanz zu ziehen über diese strukturellen Besonderheiten der ostdeutschen Wirtschaft und daraus wirtschaftspolitische Schlussfolgerungen abzuleiten. Der Beitrag besteht aus zwei Teilen. In Teil 1 werden die strukturellen Besonderheiten der ostdeutschen Wirtschaft – verglichen mit der westdeutschen – in sieben Kernaussagen zusammengefasst. In Teil 2 werden daraus Schlussfolgerungen gezogen für wirtschaftspolitische Strategien in den kommenden Jahren.
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