MUSIKMACHEN IM 20. JAHRHUNDERT
AUF DEM WEG ZUM VIRTUELLEN TONSTUDIO IM INTERNET
DOI:
https://doi.org/10.24352/UB.OVGU-2020-081Abstract
Wer nur etwas von Musik versteht, der versteht auch von Musik nichts, soll Hanns Eisler einmal im Gespräch mit Hans Bunge angemerkt haben. Und, so könnte man ergänzen, wer nur etwas vom Musikmachen mit Stimme und Instrument versteht, wird auch kaum etwas von der Wirkung verstehen können, die heute Musik mit ihrer Darbietung im öffentlichen Raum erzielt. Nicht nur, dass wir jegliche Musik mit Hilfe der Massenmedien CD, Rundfunk bzw. Internet zu jeder Zeit, an jedem Ort hören können (Technik als Medium der Distribution von musikalischer Kultur), nicht nur, dass die Neuen Musiktechnologien heute den Jugendlichen nahezu voraussetzungslos die faszinierende Chance bieten, Musik nach eigenen Ideen und Bedürfnissen selbst zu erfinden und nach professionellen Maßstäben technisch zu produzieren (Technik als Medium der kulturellen Selbst-Sozialisation1) – Wirkung und Funktion von Musik, selbst wenn ihre Darbietung in einem Konzert jeglichen Gebrauchs von ‚Technik‘ zu entraten scheint, sind implizit präformiert durch ‚Technik‘, also dem Einfluss von Verfahren der Produktion, Distribution und Reproduktion von Musik auf das musikalische Verständnis, das sich bei MusikerInnen wie auch HörerInnen im Umgang mit Musik einstellt und sich in Erwartungen an Klangästhetik, Interpretationsgehalt und künstlerischer Authentizität, aber auch in der Ausprägung des eigenen Hörverhaltens realisiert. So gesehen ist die Kulturgeschichte des Menschen und hier die des Umgangs mit Musik immer auch eine Geschichte der zu ihrer Erzeugung benötigten technischen Mittel. /2/ In besonderer Weise gilt dies für das Verhältnis von Musikmachen und musiktechnologischer Entwicklung im 20. Jahrhundert. In den folgenden Abschnitten werden diese technologisch geprägten Entwicklungslinien des Musikmachens vom live Musikmachen zum Zeitpunkt des beginnenden 20. Jahrhunderts bis hin zum interaktiven Musikmachen im Virtuellen Tonstudio des Internets im Jahre 2000 anhand typischer Erscheinungsformen dargestellt und in ihren Auswirkungen auf das musikalische Selbstverständnis des Musikmachens diskutiert.
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